DJHT Nachlese

Careleaver e. V. beim DJHT 2025: Stärkung der Selbstvertretungsstrukturen

Was junge Menschen brauchen

Am 15. Mai 2025 gestalteten der Careleaver e. V., die IGfH und der Paritätische Gesamtverband einen gemeinsamen Workshop auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT). Unter dem Titel „Stärkung der Selbstvertretungsstrukturen in der Kinder- und Jugendhilfe: Handlungsbedarfe und Gelingensbedingungen aus Sicht junger Menschen“ wurde deutlich, wie wichtig Räume für echte Beteiligung und Selbstvertretung sind – und was es braucht, damit diese gelingen können.

Professionell und mit viel Gespür moderierte Karn die Veranstaltung. Nach einer kurzen Vorstellung der beteiligten Organisationen wurde ein eindrückliches Video gezeigt, das von Careleavern speziell für den DJHT produziert wurde. Aus Betroffenensicht schilderte es, was für eine starke Selbstvertretung junger Menschen relevant ist – mit einem besonderen Fokus auf Intersektionalität, Vielfalt und Gerechtigkeit.

Daraufhin wurden zentrale Erfolge und Anliegen des Careleaver e. V. vorgestellt – darunter die Forderung nach einem eigenständigen Rechtsstatus für Careleaver sowie nach einer inklusiven Jugendhilfe, die niemanden ausschließt.

Ein besonderer Schwerpunkt des Workshops war der Gallery Walk, bei dem die Teilnehmenden sechs Stationen besuchen und sich in Gesprächen austauschen konnten. Jede Station beleuchtete einen anderen Aspekt gelingender Selbstvertretung:

  1. JuMeMB – Selbstvertretung junger Menschen mit Beeinträchtigungen
    Justus stellte die Arbeit von JuMeMB vor, einer Organisation für die Selbstvertretung junger Menschen mit Behinderungen. Im Mittelpunkt standen ihre Rechte und die Frage, wie Sichtbarkeit und Teilhabe im Alltag gelingen können. Dabei wurde deutlich: Junge Menschen mit Beeinträchtigungen brauchen Räume, in denen ihre Perspektiven gehört und gestärkt werden.
  2. Auf dem Weg zur inklusiven Selbstvertretung
    Tessa und Laura sprachen über zentrale Voraussetzungen für gelingende Inklusion in der Jugendhilfe. Im Gespräch mit Fachkräften betonten sie, wie wichtig es ist, dass junge Menschen ihre Rechte kennen – und ermutigt werden, diese auch aktiv einzufordern. Inklusion braucht Aufklärung, Empowerment und Dialog auf Augenhöhe.
  3. Kinderrechtskonforme Jugendhilfe gestalten
    Vicky stellte heraus, dass Kinderrechte nicht als „Bonus“ verstanden werden dürfen. Vielmehr muss Beteiligung in der Jugendhilfe selbstverständlich sein. Ihre Botschaft: „Kinderrechte dürfen kein Luxus sein – wir müssen gemeinsam Strukturen schaffen, die echte Mitbestimmung ermöglichen.“ Ergänzend betonte sie, dass sich dies auch in flächendeckenden und verpflichtenden Schutzkonzepten widerspiegeln muss, auch für Kinder in Pflegefamilien.
  1. Die Geschichte des Careleaver e. V.
    Lukas blickte auf die Entwicklung des Vereins zurück: von einem kleinen Zusammenschluss engagierter junger Menschen zu einer bundesweit aktiven Selbstvertretung mit politischem Einfluss. Dabei wurde auch deutlich, wie sehr der Verein an seinen Herausforderungen gewachsen ist und wie wichtig Kommunikation und gegenseitiger, wertschätzender Austausch für diesen Weg sind.
  2. Valeria Anselm – „Das ist nicht mein Zuhause“
    Valeria gab Einblicke in ihr Buch, in dem sie ihre Erfahrungen in der stationären Jugendhilfe verarbeitet. Sie plädierte für grundlegende Veränderungen im Hilfesystem: „Es braucht ein Sprengen des Systems – laut sein, unbequem sein und vor allem: professionelle Nähe statt professioneller Distanz.“
  3. Forderungskatalog aus dem Workshop beim BMFSFJ
    Jeremy und Jette berichteten vom partizipativen Workshop im Bundesfamilienministerium im Juli 2024. Gemeinsam mit jungen Menschen wurde ein Forderungskatalog zur Stärkung von Selbstvertretung erarbeitet. Diskutiert wurde auch, wie diese wichtige Arbeit im Ehrenamt gelingen kann – und was es braucht, um junge Menschen langfristig zu unterstützen.

Unser Fazit

Der Workshop war ein inspirierender Raum, in dem Erfahrungen geteilt, Visionen entwickelt und neue Allianzen geschmiedet wurden. Selbstvertretung ist keine Zusatzoption – sie ist Voraussetzung für echte Beteiligung und Veränderung.

Selbstvertretungen stärken
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