Schutz von traumatisierten Kindern
Petition für einen Careleaver-Rechtsstatus
Auf change.org startete unser Mitglied Nektarios Totikos vor kurzem eine Petition, die der Careleaver e.V. unterstützt und aus deren Wortlaut wir im folgenden gerne zitieren:
Eine Gruppe von Menschen, die trotz erlebter Vernachlässigung, körperlicher und psychischer Misshandlung oder gar sexueller Gewalt oft gezwungen sind, den Kontakt zu den Tätern aufzunehmen, sind sogenannte Careleaver:innen.
Careleaver:innen sind Menschen, die einen Teil ihres Lebens im Kinderheim oder in einer Pflegefamilie verbracht haben. Aktuell müssen viele von ihnen den Kontakt zu ihren Eltern suchen, etwa um staatliche Leistungen wie BAföG zu beantragen. Ferner bleiben die Eltern Anspruchsinhaber:innen des Kindergelds und der von der Bundesregierung geplanten Kindergrundsicherung.
Diese Regelung geht aber komplett an der Lebensrealität dieser Individuen vorbei, denn sie werden damit in vielen Fällen gezwungen, den Kontakt zu ihren PEINIGERN aufzunehmen. Mehr noch: mangelnde Kooperationsbereitschaft dieser kann zu einer verzögerten Auszahlung der Gelder führen, im schlimmsten Fall sogar zur Ablehnung des Antrags.
https://careleaver.de/einfuehrung-kindergrundsicherung/
Außerdem: Ab einem Bruttoeinkommen von 100 000€ sind die für’s Leben geschädigten (!) Individuen zum Elternunterhalt verpflichtet, falls die Eltern die Kosten für ein Altersheim oder Pflegedienste selbst nicht zahlen können.
Das ist keine Selbstbestimmung, das ist pure Nötigung – ein fatales Hindernis in unserem Kampf für Chancengerechtigkeit.
Laut dem Statistischen Bundesamt zogen 2021 junge Menschen durchschnittlich mit 24 Jahren aus dem Elternhaus aus. Careleaver:innen hingegen verlassen spätestens mit dem 19. Lebensjahr die Jugendhilfe, oft während sie noch zur Schule gehen oder in Ausbildung sind.
Nicht nur fehlt diesen jungen Erwachsenen der familiäre Rückhalt für einen ordentlichen Übergang ins Erwachsenenleben, auch finanzielle Rücklagen sind oftmals nicht vorhanden – zusätzliche Sorgen neben der langjährigen und anhaltenden emotionalen Belastung.
Selbstbestimmung ist ein fundamentales Recht.
Wir dürfen nicht zulassen, dass traumatisierte Individuen erneut Traumata ausgesetzt werden, indem wir sie an die Menschen binden und ausliefern, die ihnen Leid zugefügt haben und möglicherweise weiterhin (!) zufügen.
Die Lösung ist simpel: ein anerkannter Rechtsstatus für Careleaver:innen, der sie vor ihren Aggressoren und Saboteuren schützt und die längst bestehende ElternUNABHÄNGIGKEIT würdigt.
Lasst uns gemeinsam an einem Strang ziehen und dafür sorgen, dass die Stimmen dieser benachteiligten Menschen gehört werden. Lasst uns einstehen für den Schutz und die Selbstbestimmung von Gewaltbetroffenen. Denn: Chancengerechtigkeit betrifft uns alle!
Nektarios Totikos