Projekt Leben
Nataschas Geschichte
,,Jugendhilfe“ ist eigentlich der Inbegriff meines Lebens.
Mit 2,5 Jahren aus meinem leiblichen Umfeld, welches geprägt von Alkohol, Drogen und anderen Dingen war, ging es in die erste Form der Jugendhilfe, in ein Kinderheim.
Mit 3,5 Jahren in eine Pflegefamilie.
Doch nach 8 Jahren ging es für mich mal wieder woanders hin.
Mit 12 Jahren hieß es dann also mal wieder, Koffer packen und wieder in ein neues Leben.
Neue Menschen, neue Stadt, neue Schule, neue Regeln.
Mit 12 Jahren kommt man ja so in die Zeit der Pubertät.
Also findet man ja grundsätzlich erst mal alles und jeden (vor allem Erwachsene) doof
Doch der Anfang wurde mir in dieser Wohngruppe auch dank der anderen Jugendlichen so angenehm wie möglich gemacht.
So lebte ich mich also schnell ein, kam in der neuen Schule gut mit und gewann schnell neue Freundschaften.
Die Zeit des Erwachsen Werdens in einem Heim war nicht immer einfach für mich, vor allem, wenn es darum ging, Probleme direkt anzugehen und sich auch mal Ängste und Sorgen einzugestehen.
Doch ich meisterte es recht erfolgreich und nach meinem Realschulabschluss stand für mich fest, Fachabitur zu machen und mich weiter zu verselbstständigen.
Daher wundert es nicht, dass ich dann mit 16 Jahren in eine andere Art des betreuten Wohnens , mit eigenem Appartement und nur noch stundenweiser Betreuung, zog. Fand ich anfangs auch ziemlich cool, aber irgendwann holte es mich ein. Es war keiner mehr sofort ansprechbar, wenn ich jemanden brauchte, und eigentlich wollte ich ja auch keinen mehr, der mir immer sagt, was ich zu tun habe. Ich wollte ja erwachsen werden
Doch ganz so einfach ist das dann halt doch nicht, wenn man dir dein ganzes Leben vorgeschrieben hat, was du zu tun hast, dann überfordert das einen ziemlich schnell. Zumindest hat es mich ziemlich überfordert und irgendwann musste ich dann mit 18 mal eine Auszeit nehmen und war dann erst mal für fast 6 Monate im Krankenhaus.
Danach hatte sich das Thema Fachabitur auch erst mal erledigt für mich und ich fing meine Ausbildung zur Köchin an, in der Einrichtung, in der ich ja schon fast 7 Jahre lebte.
Jetzt habe ich sogar schon meine Zwischenprüfung gemeistert.
Mit der Ausbildung zog ich dann auch in eine eigene Wohnung.
Dort wurde ich dann noch etwa ein Jahr für ungefähr 6 Stunden die Woche betreut. Zumindest in der Theorie, denn in der Praxis waren es wohl nur drei Stunden.
Ich merkte ziemlich schnell, dass die eigene Wohnung auch endgültig bedeuten würde, mich von dem Gedanken der Jugendhilfe verabschieden zu müssen.
Inzwischen bin ich aus der Jugendhilfe komplett raus und mache meine Ausbildung und gehe meinen Weg.
Die Jugendhilfe hat mir alle Facetten des Lebens gezeigt, nur ein Teil ist meiner Meinung nach für mich auf der Strecke geblieben.
Der familiärere Teil geht zu sehr verloren und dadurch fühlt man sich allein gelassen, wenn es mit der Jugendhilfe vorbei geht.
Es fehlt mit einem Mal etwas, eine gewisse Sicherheit, dass da jemand ist, der helfen kann.
Ich bin noch nicht lange raus aus der Jugendhilfe, aber ehrlich gesagt, der Gedanke macht mir manchmal Angst, dass ich nicht mehr in der Jugendhilfe bin.
Es fehlt halt eine gewisse Sicherheit.